ALLE MASKIERT! - Die Corona-Revue

leseprobe

Inhalt:

Ein Fernsehsender, NOVO, im Frühjahr 2020. Corona ist DAS große Thema, sowohl der seriösen Berichterstattung, als auch der Talk- und Late-Night-Formate. Heute abend sollen Kanal 1 das Nachrichtenmagazin und Kanal 2 die Late-Night-Show ausstrahlen.

Die Nachrichten moderiert ein Duo, die Show „Janz schön spät“ ist ganz auf ihren Moderator Martin Janz zugeschnitten, dem von seinem weiblichen Sidekick Enie Dagenüber (vom selbstverliebten Moderator aber eher als „idiot friend“ angesehen) assistiert wird.

Da erreicht Produzentin Heide Schmitz-Böckelt die Nachricht, dass in Studio 1 der männliche Moderator und in Studio 2 der weibliche Sidekick erkrankt sind. Sie trifft eine knallharte Entscheidung: Da beide Formate live gesendet werden, müssen sich die „Überlebenden“ beider Teams arrangieren: Nachrichtensprecherin Regula Sause muss sich von der seriösen Journalistin zur Teilzeit-Assistentin herablassen, der egomanische Talkshowgott Martin Janz muss dafür  - ebenso in Teilzeit – ihr Co-Sprecher für die Regionalnachrichten werden. Je nach Format ist also mal sie, mal er der Chef. Ärger ist vorprogrammiert, und Praktikant Finn Loosen – wegen Erkrankung des Assistenten auf dessen Position nachgerückt -  hat alle Hände voll zu tun, die Protagonisten zu besänftigen, die während der Werbepausen des einen Formates in die Präsentation des anderen und zurück wechseln müssen.

 

Alle:

Alle maskiert, alle maskiert, solang´ Corona die Welt regiert!

Von der Menge buntem Gedränge

Fern sich halten, schnell schalten!

Distanzieren, konzentrieren,

Mundschutz tragen, nicht beklagen! Aaah….

Alle maskiert….

 

[…]

Finn:                     Falk hat angerufen. Er ist krank. Er fällt heute aus. Er -

Heide:                  - hat die Chuzpe mir das nicht persönlich zu sagen? Corona?

Finn (druckst):  Naja, fast.

Heide:                  Fast?

Finn:                     Wenn Sie sich Corona wieder so wie früher vorstellen…

Heide versteht nicht.

Finn:                     … so als Bier eher.

Heide:                  Ein Bier wirft den doch nicht aufs Krankenbett.

Finn:                     Wenn man „Corona saufen“ spielt schon.

Heide:                  Was soll das heißen?

Finn:                     Naja, man setzt sich mit Alkohol vor den Fernseher, und jedes Mal, wenn einer „Corona“ sagt, muss man einen kippen.

Heide:                  Und wie lang hat er das gespielt?

Finn:                     Ich schätz mal, höchstens fünf Minuten….

 

[…]

 

Heide:                  Eins und eins gibt eins. Ein Team. Und das mal zwei. Kapiert?

Martin Janz wird dein Co-Moderator bei den Nachrichten -

 

Martin:                Nenene, neben der arroganten Schnepfe mach ich doch nicht das Wettermännchen und den Regionalliga-Fuzzi!

 

Regula:                Ich bin seriöse Journalistin, kein aufgespritztes Busenwunder.

 

Martin:                Da hat sie recht!

 

 

Heide:                  Wenn Ihr Euch nicht beide zusammenreißt, dann kommt Eure nächste Sendung aus dem Home-Office, wo ihr mit Edding beschriebene Infotäfelchen in die Handykamera haltet, um damit eure 12 Follower zu beeindrucken. Habe ich mich klar ausgedrückt?

 

Regula:                Aber ich bestehe auf Mindestabstand!

 

Martin:                Gerne, Frau Kollegin!

 

[…]

 

 

Söder:                  Schau´n Sie, Frau Sause, ich bin ja aus Närmberch und des größte Lob, des ein Frangge ausspricht, is: Ned gschimpft is genuch gelobt! Etz sag ich in aller mir eigenen Bescheidenheid: Wenn ich so viel Lob bekomm, da muss scho etliches ziemlich richdich gelaufen sein. Ich mach glare Ansagen: Urlaub in Deutschland, den gibt´s heuer in Nord oder Süd. Der Westen ist da eher nicht dabei. Und lasch, lascher, Laschet, des können mir uns in Bayern ned erlauben – nicht mit solchen Nachbarn an unseren Landesgrenzen!

 

Nr. 3

„Corona Bavariae“ (Original Naabtal Duo, „Patrona Bavariae“)

Wir leben neben Österreich,

das war nie ein Problem,

doch dann kam aus dem Skiurlaub

ein Virus ins System.

Ich wusste, das war meine Chance,

ich hab mich profiliert.

Corona brachte mich groß raus

Und Söder hat brilliert.

 

Corona Bavariae, ich mach hier alles dicht,

damit man auch in NRW nur über Markus spricht.

Corona Bavariae, dann merkt man auch bundesweit,

Corona Bavariae, Berlin, ich bin bereit!

 

Der Bayer liebt die starke Hand,

der Deutsche liebt (braucht?) sie auch.

Drum greif ich halt mal härter durch,

steh´n andre auf dem Schlauch.

 

Ich geb mir die Berechtigung

Und nutz die Gunst der Stund´!

Ich nenn´s zwar nicht „Ermächtigung“,

doch endlich läuft´s mal rund!

 

Corona Bavariae, hier geht heut keiner raus,

ja, sakradi, so will ich´s halt: der Bayer bleibt im Haus!

Corona Bavariae, doch mich braucht man in Berlin,

Corona Bavariae, dank dir komm ich auch hin!

 

Martin:                Da sag ich nur: Bescheidenheit ist auch nur eine andere Form von Arroganz! (zu Regula) Können wir jetzt bitteschön auch mal meine Sendung starten?

[…]

 

 

Auf dem zugeschalteten Bildschirm erscheint Desirée Respirateur.

 

Desirée:              (mit französischem Akzent) ´Allo Martin, ja, das ist rischtisch. Isch lebö nun schon langö in Deutschland und ´atte immör Problemö mit der Zurück´altung der deutschön Männör. So was von langweilisch…. Abör kaum tragön sie allö Maskön, sind sie wie ausgewechselt…

 

 

Nr.4

„Jonny“ (Friedrich Hollaender, „Jonny“)

Jonny, weil du ´ne Maske hast,

bin ich bei dir zu Gast

die ganze Nacht.

Jonny, ich träum´ so viel von dir,

ach, komm doch mal zu mir

doch bitte mit Visier.

 

Oh, Jonny, weil du ´ne Maske hast,

sinkt deine Virenlast

Drum wird heut Nacht,

Jonny, die Nähe ausgenützt,

weil deine Maske vor den Tröpfchen schützt.

 

Weißt du, wenn du die Maske trägst,

wie du mich da erregst

die ganze Nacht.

Jonny, dein Mund fehlt mir nicht sehr,

wir ham auch so Verkehr

dank Krise ordinär

 

Oh, Jonny, was du trotz Maske machst,

welch Feuer du entfachst

die ganze Nacht.

Jonny, dann denk ich oft im Bett:

Ach, wenn doch jeder so ´ne Maske hätt´!“

 

 

Isch muss los, Johnny wartöt und – le divertissement!!

 

[…]

 

 

 

Nr. 5

„Ich sitze im Daheim-Büro“ (Gilbert & Sullivan, „I am the very model“)

Ich sitze im Daheim-Büro

Und arbeite nur eben so,

die Kinder zieh´n am Hosenbein,

ich würd´ jetzt gern auf Arbeit sein.

 

Die Kita hat seit Wochen zu,

selbst nachts finde ich keine Ruh´,

dabei hab´ ich jetzt massig Zeit

dank Home-Office und Kurzarbeit.

 

Mein Nachbar denkt, ich mache mir

Den ganzen Tag ´nen faulen Lenz,

dabei eil ich per Video

von Konferenz zu Konferenz.

 

Mein Chef sieht, wie die Bude hinter

Mir von Tag zu Tag vermüllt.

Ich hab auch schon die Kinder jüngst

Live bei nem Meeting angebrüllt.

 

Alle:       Sie hat auch schon die Kinder jüngst

                Live bei nem Meeting angebrüllt.

 

Ich hort und hamster Klopapier,

die Hefe mach ich selbst aus Bier.

Auf Youtube bringt mir jemand bei

Die ganze Maskenschneiderei.

 

Doch nirgends gibt es Gummiband,

die Welt ist außer Rand und Band,

die Masken sehen furchtbar aus,

ich schmeiß den Scheiß zum Fenster raus!

 

Alle:       Die Masken sehen furchtbar aus -

Komm, schmeiß den Scheiß zum Fenster raus!

 

Kind eins lernt grad Geometrie,

begriffen habe ich das nie,

ein Blick auf meine Masken reicht,

der Lehrer macht sich´s wirklich leicht!

 

Kind zwei steht vor dem Übertritt,

bei seinem Stoff komm ich nicht mit.

Ich weiss nicht, wie ich´s motivier

Zu tun, was ich selbst nicht kapier!

 

 

Kind drei spielt nur am Handy rum,

ich raste aus, es stellt sich dumm,

die allergrößte Strafoption

wär´Hausarrest, wen juckt das schon?

 

Mir geh´n die Argumente aus,

ich putz und feg durchs ganze Haus,

das hab ich gestern schon gebracht

und morgen wird´s nochmal gemacht.

 

Alle:       Das hat sie gestern schon gebracht

und morgen wird´s nochmal gemacht!

 

Ich sitze im Daheim-Büro

Und arbeite nur eben so,

Es könnte so idyllisch sein,

wär´ich nur endlich mal allein.

 

Ich lauf in meinem Hamsterrad

Und werd´ beklatscht von Vater Staat,

Das Ganze ist ein Affentanz

Und nennt sich Systemrelevanz.

 

Alle:       Das Ganze ist ein Affentanz

Und nennt sich Systemrelevanz.

 

[…]

 

Er:                          Hallo Martin, es war echt ein blödes Timing. Wir haben uns bei, Sie wissen schon: „Alle 11 Minuten verliebt sich ein Single..“ usw. kennengelernt. Das war am 10.03.

 

Sie:                        Und gerade als es spannend wurde, kam dieser blöde Lockdown. „Haltet Abstand!“, „Wartet aufeinander!“, „Bleibt gesund!“ – unsere Dating-App war der reinste Anstandswauwau.

 

Er:                          Voll die Spaßbremse! Und da haben wir im Darknet „Covid“ entdeckt, die andere Dating-App  - ohne Zeigefinger.

 

Beide:                  „Alle 11 Minuten steckt sich ein Single auf Covid an!“

 

Er:                          Wir hatten keinen Bock mehr, uns nur auf dem Bildschirm zu sehen.

 

Sie:                        Irgendwann hat man sich ja auch nichts mehr zu sagen. Und das fände ich schon doof, sich anzuschweigen wie ein altes Ehepaar bevor man überhaupt… na, Sie wissen schon!

 

Er:                          Denn ich habe ja den Verdacht, dass die ganzen Partnerbörsen es direkt dem Gesundheitsamt melden, wenn man ein echtes Date ausmacht.

 

Beide:                  Covid nicht – Covid hält dicht!

 

Nr.12

„Schenk mir doch ein kleines bißchen Liebe“ (Paul Lincke, „Frau Luna“)

 

Er:

Erst klickt man nur auf ein Profil,

entwickelt ziemlich bald Gefühl,

der Abstand müsste kleiner sein,

da fällt uns sicher etwas ein!

Sie:

Die Stirne runzelt Robert Koch

Sagt warnend: „Wartet lieber noch!“

Doch wir woll´n jetzt Realität,

die volle Date-Intensität!

 

Er:

Weil ich mich für dich interessiere, -siere,

chatte ich mit dir,

Sie:

und ich dein Int´resse registriere, -riere,

wächst auch meine Gier.

 

Sie:

Sex via Cam und Telefon

Den hatte ich sechs Wochen schon,

Mal etwas and´res in der Hand,

das fänd ich heiß und auch pikant.

Er:

Dein Körper, nicht nur virtuell,

real, wenn auch inoffiziell,

Das gäb´ uns in der Pandemie

Mal wieder richtig Energie!

 

Sie:

Ich werd mich für dich desinfizieren, -zieren,

dann komm ich zu dir.

Er:

Doch du darfst dich dann nicht länger zieren, zieren,

deshalb bin ich hier!

 

[…]

 

Martin:                Applaus für Corona Crisenstab! Sie kämpft gegen den bösen Satyr Pan Demie und schwingt ihren magischen Crisenstab im Kampf für die von der menschlichen Zivilisation bedrohte Natur. Tatkräftig unterstützt wird sie dabei von ihrem kleinen gefräßigen Freund, dem drolligen Hamster Kauf!

 

Auftritt Finn. Er hat nur eine braune Socke über der Hand und versucht sich mehr schlecht als recht als Puppenspieler.

 

Martin:                Nach so spannenden Abenteuern wie  „Corona Crisenstab und das gestohlene Klopapier“, „Corona Crisenstab und der vorbeie Mai“ und „Corona Crisenstab regelt den Abstand“  - wo bist du heute im Einsatz, Corona?

 

Regula:                (liest wieder ab) Hallo Kinder! Mein lieber Hamster Kauf, wo sind wir denn heute? Schau doch mal auf deine Corona-App!

 

Finn:                     (ebenso) Corona, wir sind schon in China, in der Provinz Hanchuan!

 

Regula:                Genau – Handschuh an! (zieht Einmalhandschuhe an) Denn was haben wir denn heute in China vor?

 

Finn:                     Wir klauen Atemschutzmasken?

 

Regula:                Aber nein, du Dummerchen, denkst du immer nur ans Hamstern? Wir haben einen Hilferuf erhalten aus der bedrohten Tierwelt. Und deshalb sehen wir uns mal auf dem Wochenmarkt hier um. Kannst du den Hilferuf orten?

 

Finn:                     Er kommt von da hinten, von der Frischfleischtheke!

 

Regula:                Schnell hin!

 

Auftritt Heide. Sie hat zwei schwarze Strümpfe über ihre Hände gezogen.

 

Heide:                  Gottseidank, da kommt Corona Crisenstab!

 

Regula:                Wer seid Ihr denn?

 

Heide:                  (versucht zwei verschiedene Charaktere zu sprechen) Wir sind Flughunde. Ich bin Wu und das ist mein Kumpel Han. Wir wurden aus dem Dschungel verschleppt.

 

Regula:                Wu, Han, und was hat man mit Euch vor?

 

Finn:                     Ist doch klar, die beiden haben für Pan Demie gearbeitet. Deshalb wollen die Leute hier sie am liebsten grillen!

 

Regula:                (streng) Wu, Han – stimmt das? Habt Ihr mit Covid-19 gedealt?

 

Heide:                  Nee, Ehrenwort. Wir sind da echt negativ eingestellt.

 

Regula:                (zu Finn) Gut, dann befreien wir die beiden. (Sie schwingt den magischen Crisenstab) „Virum, Varum, Viruzid –“

 

Feierliche Stille. Spot auf Punttila Wildmann.

 

Nr. 18

„In fernem Land“ (Wagner, „Lohengrin“) – Der Verschwörungstheoretiker

 

In fernem Land, unnahbar Euren Schritten,

liegt ein Labor, das Virodrom genannt.

Ein kleiner Lehrstuhl stehet dort inmitten,

top secret als auf Erden nichts bekannt.

Drin ein Gefäss gefährlicher Erreger

Wird unter größtem Risiko bewacht.

Es ward für künft´ge Virenträger

Des nachts aus tiefstem Dschungel hergebracht.

Die Zeit verging, und man verlor den Glauben,

dass dieses Zeug je hätte Wunderkraft,

und man vergaß, die Flasche zuzuschrauben –

so hat der Virus es heraus geschafft.

 

Damit die Müh´ und Arbeit nicht verloren,

hat man ganz schnell die ganze Sache vertuscht.

Und hat gleich ´nen Sündenbock auserkoren:

Die Fledermaus ist aus dem Fenster gehuscht.

Das Virus ward in alle Land entsendet,

damit die Wirtschaft weltweit kollabiert,

uns´re Gesellschaftsordnung endet

und sich ne neue Herrschaft etabliert.

So clever dachten dorten die Strategen,

enthüllt haben wir doch die Perfidie!

Was man Euch sagt, des sollt Ihr Zweifel hegen –

Was Ihr erlebt, ist keine Pandemie!

Nun hört, ich bin der Wahrheit tief verpflichtet:

Bill Gates hat sich Corona ausgedacht!

Damit die Strahlung nicht mein Hirn vernichtet,

hab ich mir diesen Aluhut gemacht.