Wie hier der Mob zum Verstärker von Vorurteilen und Intrigen wird, scheint mittelalterlich fern. Doch ersetzt man die marktschreierische Marketenderin durch die Bild-Zeitung und das tumbe Volk durch Facebook, dann wirken Fremdenhass und Lynch-Justiz-Stimmung bedrohlich aktuell.

Und das ist die Qualität dieser Inszenierung, von Christine Knoll (Bühnenbild und Kostüme) sehr originell und wirkungsvoll ausstaffiert: Man wähnt sich bis hin zur eigenen Währung für den Pausensnack in einer vergangenen Zeit. Und landet doch – ohne großen Zeigefinger und bemühte aktuelle Kommentare – bei spannenden moralischen Fragen der Gegenwart. Wem das zu anstrengend ist, der kann sich auch einfach zwei Stunden lang an einem bunten Geschehen vor einmaliger Kulisse erfreuen. Theater darf auch unterhaltsam sein. 

                                                                                                                                                               Nürnberger Nachrichten