Eine echte Sommerkomödie, die unterhält und zum Nachdenken anregt. Die funktioniert, obwohl die Story über 60 Jahre alt und das filmische Vorbild groß ist: Das Dehnberger Hof Theater (DHT) zeigt in seinem malerischen Bauernhof „Don Camillo und Peppone“ als Stück fahrender Schauspieler. (…)
Regisseur Ulrich Proschka (Ex-Spielleiter beim Nürnberger Musiktheater) hat auf billige Aktualitäts-Witzchen verzichtet und vertraut darauf, dass auch das heutige Publikum sich in ein Italien zurückversetzen kann, wo nicht ein Medienmogul und Egomane das Land regierte, sondern Politik das ernsthafte Ringen um den richtigen Weg zum Wohle des Volkes war. (…)
Mit viel Tempo nutzt dieses Stück den gesamten Hof des Dehnberger Hof Theaters aus und lässt das Publikum mitfiebern beim Streit der Ideologien, beim Kampf um gerechte Löhne und beim Liebesleid zwischen der Gutsbesitzerstochter und dem armen Bauernsohn. Neben verbalen und realen Rangeleien bleibt genug Raum für Reflexion und Lebensphilosophie. Am besten sind Peppone und Camillo, wenn sie sich ihre Selbstzweifel eingestehen: mal im Beichtstuhl der eine, mal beim Krippenbau der andere. Dass dabei der Kommunist dem Jesulein schnell ein rotes Halstuch umbindet, der Pfarrer nimmt’s mit Großmut. (…)
Auch die Komik funktioniert noch, wenn der Bürgermeister unterm Kreuz predigt und dann den grünen Kanzelschmuck zur roten Fahne verwandelt. Wenn Don Camillo den Kontrahenten mit dem Kreuz ummäht und sich dann von der Lehrerin ermahnen lassen muss: „Unser Herrgott ist doch keine Sense!“ Und es sind ja in Bayern die Zeiten noch gar nicht so lange her, in denen der Pfarrer den Schäfchen von der Kanzel die christliche Wahlempfehlung gab. Camillo: „Das Kreuz, das ihr auf dem Wahlzettel gemacht habt, müsst ihr jetzt vier Jahre tragen. Ihr habt in unseliger Dummheit einen Kommunisten gewählt!“ Gott dazu: „Reine Propaganda!
Anhaltender Premieren-Beifall für ein witziges und lockeres Team.
Nürnberger Nachrichten